Impressionen aus Erfenbach
Von Otterbach nach Erfenbach entlang der Trasse der Bachbahn

Start am Bahnhof Lampertsmühle-Otterbach
An einem heißen Sommertag im August 2016 war es soweit: Am Bahnhof Lampertsmühle-Otterbach hatte sich eine Reihe von Bachbahn-Interessierten eingefunden. Unser FWG-Mitglied und stellv. Ortsvorsteher von Erfenbach Paul Peter Götz hatte eine Tour im Rahmen der "Rheinpfalz Sommertouren" organisiert.
Die Bachbahn war eine 16,5 km lange Nebenbahn, die im Bahnhof Lampertsmühle-Otterbach von der Lautertalbahn abzweigte und nach Reichenbach führte. Ihre VzG-Nummer lautete 3304. Zu ihrem Namen kam die Strecke, da alle Orte, die sie anband, auf die Silbe „-bach“ enden. Zwischen Weilerbach und Reichenbach wurde die Bahntrasse bereits Anfang der 1990er Jahre in einen Radweg umgewandelt. Der Abschnitt Lampertsmühle–Otterbach–Weilerbach war ab 1914 in Betrieb; die Weiterführung bis Reichenbach wurde bis 1920 fertiggestellt. 1972 wurde der Personenverkehr eingestellt. Die Bedienung im Güterverkehr endete zwischen Weilerbach und Reichenbach im Jahr 1989, auf dem Teilstück Lampertsmühle-Otterbach–Weilerbach hielt er sich bis Ende 1994. Seit 1996 ist die komplette Strecke stillgelegt. Pläne, einen Teilabschnitt bis Weilerbach für die Personenbeförderung zu reaktivieren, blieben erfolglos und wurden inzwischen aufgegeben. Quelle: Wikipedia

Stellwerkmuseum
Vom Bahnhof Lampertsmühle-Otterbach führte die Tour zunächst zum Stellwerkmuseum. Es befindet sich im ehemaligen Stellwerk Lampertsmühle-Otterbach.
Im Jahr 1911 wurde das Stellwerk am Bahnhof Lampertsmühle-Otterbach in Betrieb genommen. Seit der Umstellung auf elektronische Sicherungstechnik im Dezember 2005 wird es für den Eisenbahnverkehr nicht mehr genutzt.
Die optisch beeindruckenden mechanischen Anlagen, mit Seilzügen und Flügelsignalen, werden als "alte Technik" bezeichnet, weil sie noch mechanische Komponenten aufweisen und mit ihnen keine Automatikbetriebe und auch keine Fernsteuerung möglich sind. Quelle: VG Otterbach-Otterberg

Ein Zugführer erinnert sich
Viele Jahre war Dieter Buck mit seinen Kollegen auf der Trasse der Bachbahn zwischen Otterbach und Reichenbach unterwegs und hat wie an den anderen "Bachstationen" Siegelbach, Rodenbach, Weilerbach und Schwedelbach für einen zuverlässigen Betrieb gesorgt. Wenn der Zug abends in Reichenbach angekommen war, war auch dort für ihn und seine Kollegen Endstation. Da es keine Möglichkeit zur Rückkehr in das Lautertal oder nach Kaiserslautern gab, wurde eben im Bahnhofsgebäude übernachtet - dieses war entsprechend ausgestattet. Für die Zuhörer wurde eine Zeit lebendig, in der an den aktuellen Lebenskomfort nicht zu denken war.

Durch die "grüne Hölle"
Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist die Trasse der Bachbahn sich selbst überlassen. Besonders im feuchten Bereich der Lauteraue hat die Natur in ungezügeltem Wildwuchs von dem Schienenweg Besitz ergriffen.
Auf der einen Seite war das schattenspendende Gebüsch ein wirksamer Schutz gegen die an diesem Tag sengende Sonne, auf der anderen Seite war vorsichtiges Gehen angesagt, um rechtzeitig Stolperfallen zu erkennen. Von Vorteil war, dass in der Vorbeitung der Tour Paul Peter Götz und seine Familie die gröbsten Hindernisse entfernt und damit die Begehung erst möglich gemacht hatten.

Hobby Singers versorgen Bachbahn-Wanderer
Nachdem das Dickicht durchschritten war, ging der Weg weiter durch die freie Landschaft, von oben begleitet durch die heiße August-Sonne.
Da war es eine fantastische Idee der Hobby Singers, gekühlte Getränke für die Wanderer bereit zu stellen. Mit ihrem Lieferwagen hatten sie Sonnenschutz, Bänke und Tische antransportiert und auf der Wiese aufgebaut. Getränke und Eis ermöglichten eine erholsame Rast und fanden dankbare Abnehmer.
Froh über eine Verschnaufpause im Schatten des Lieferwagens waren die Eisenbahn-Veteranen, die viele kurzweilige Erinnerungen zum Besten gaben.

Die Karawane zieht weiter - die Hobby Singers packen ein
Welch großen Aufwand die Hobby Singers zur Unterstützung der Bachbahntour erbracht hatten, wurde erst beim Abbau der "Raststation" so richtig deutlich - nämlich als die Wanderer ankamen, war bereits alles aufgebaut.
Nach der Rast wurde die Trasse der Bachbahn verlassen und der Weg führte nach Erfenbach hinein, zum ehemaligen Schermerschen Bauernhof. Darin entsteht in Zusammenarbeit mit dem "Eisenbahnfreunde Modelleisenbahnclub Kaiserslautern" (EMK) ein Museum, das der Bachbahn gewidmet ist.

Vor dem zukünftigen Museum Bachbahn
Die Idee für das Museum Bachbahn entstand, als sich Mitglieder des Modelleisenbahnclubs zusammenfanden, um die Bahnhöfe der Bachbahn mit ihrem Umfeld als Modelle wieder auferstehen zu lassen.
Mit der Bachbahn verbundene Zeugnisse über die ehemals benutzte Technik sollen nun in diesem im Aufbau befindlichen Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Veranschaulicht werden damit Zeitzeugnisse der Wirtschaftsgeschichte und darüber hinaus der Sozialgeschichte. Beides, sowohl die Entwicklung der Wirtschaft als auch der Gesellschaft sind geprägt vom technischem Fortschritt.

Jürgen Stemler stellt das Konzept des Museums vor
Viele Dokumente wurden zusammengetragen, die mit dieser Bahnstrecke in Verbindung stehen und die außerdem den vielfältigen Einfluss auf die betroffenen Ortschaften und ihre Bewohner verdeutlichten.
Erfenbach ist einer der Orte, die über die Bachbahn effizient an das allgemeine Schienennetz angebunden wurden. Dieses Transportmittel hat die Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Region dauerhaft beeinflusst. Sowohl der Transport landwirtschaftlicher Erzeugnisse und Produkte mittelständischer Handwerks- und Industriebetriebe als auch die für damalige Verhältnisse bequeme Verbindung für Pendler zu den großen Industriebetrieben in Kaiserslautern brachten den an die Bachbahn angeschlossenen Ortschaften beachtliche wirtschaftliche Vorteile.
Die Entwicklung der Orte entlang der Bachbahn aufgrund der verbesserten Verkehrsverhältnisse ist ebenso ein Thema des Museums wie die Erinnerungen der ehemaligen Mitarbeiter der Bahn. Anhand der Modelle wird auch ersichtlich, wie durch die Bachbahn die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie gefördert wurde.

Beispiel eines Exponats: der ehemalige Bahnhof Erfenbach
Für viele Gebäude, die selbst Teil der Bachbahn waren oder die im Bereich der Bachbahn gewerblich genutzt wurden, gibt es so gut wie keine Konstruktionspläne mehr. Anhand von Fotografien rekonstruieren daher die Mitglieder des Modelleisenbahnclubs so präzise wie möglich die nach ihrer Meinung wichtigen Gebäude und Infrastrukturen.
Insbesondere soll die Situation im Umfeld aller ehemaligen Bahnhöfe dargestellt werden. Lagerwesen, Verladeeinrichtungen sowie die Straßenanbindung zum Transport von Gütern werden für die jeweilige Bahnhofumgebung individuell ausgeführt.